Gesundheit -
genetisch bedingte Erkrankungen
Wie bei allen anderen Rassehunden, aber auch bei allen
Mischlingen gibt es auch beim Aussie genetisch bedingte Erkrankungen.
Hier nun eine (unvollständige) Übersicht über diverse genetisch bedingte
Probleme, die beim Aussie vorkommen können (rassespezifische Aussagen, stammen
vorwiegend von C. A. Sharp):
Augenkrankheiten:
Collie Eye Anomalie (CEA) / Choroidal Hypoplasia (CH):
Hierbei handelt es sich um eine weit verbreitete Entwicklungsstörung der
Aderhaut bei Collies und Shelties, die auch beim verwandten Australian Shepherd
vorkommen kann. Bei der CH liegt eine Unterentwicklung (hypoplasia) der
Augengewebeschicht (Aderhaut) vor. Diese sieht fahl und dünn aus, nahezu
transparent, und die Blutgefäße können in diesen „dünnen“ Regionen leicht
erkannt werden. In den weitaus meisten Fällen sind die klinischen Auswirkungen
gering. In Einzelfällen kann es aber zur Erblindung des betroffenen Tieres im
Alter von wenigen Wochen bis Monaten kommen. Die Veränderung ist bei Welpen im
Alter von 6 bis 8 Wochen am deutlichsten zu erkennen und manifestiert sich oft
nur als hellrote Verfärbung neben der Sehnervenscheibe. Es kann aber auch zu
Missbildungen des Sehnervs, so genannten Kolobomen kommen (siehe unten). In
schwerwiegenden Fällen kommt es zu Blutungen und Netzhautablösungen. Eine
Behandlung ist nicht möglich.
Es empfiehlt sich einen DNA-Test machen zu lassen, wenn in der Verwandtschaft
eines Hundes die CEA/CH auftritt. Der Gentest (siehe Linkliste: Optigen) ist
sehr aussagefähig. Über den Test lässt sich feststellen, ob der Hund selbst und
seine Nachzucht an CEA/CH erkranken können.
Distichien:
Distichien sind einzelne Härchen, die aus den Öffnungen der Drüsen an der
Lidkante entspringen, wo es normalerweise keine Haare gibt. Distichien können
die Hornhaut irritieren, weil sie ständig reizen und im Extremfall eine Hornhaut
bis zum Durchbruch schädigen. Sie sind oft so klein, dass sie mit bloßem Auge
nicht erkannt werden können. Einzelne Haare nennt man Distichien, eine ganze
Reihe von Härchen wird als "zweite Wimpernreihe" bezeichnet. Wird bei der
jährlichen Augenuntersuchungen mit untersucht.
Katarakt (Grauer Star):
Wie beim Menschen unterscheidet man auch bei Hunden zwischen dem Alterskatarakt,
der erst später im Leben auftritt, einem erworbenen Katarakt aufgrund einer
Verletzung und dem ererbten Katarakt, der beim Hund in der Regel innerhalb der
ersten 6 - 7 Lebensjahre auftritt.
Ungefähr 1/3 aller Aussies tragen die Gene für Katarakt. Es gibt verschiedenen
Arten von Katarakt (beim Menschen werden 13 Arten unterschieden). Typischerweise
tritt die Linsentrübung bei einem genetisch bedingten Katarakt auf der Rückseite
der Linse auf und verändert sich zudem sehr schnell. Die Erkrankung tritt in der
Regel im Alter zwischen 18 Monaten und 7 Jahren auf. Der Alterskatarakt ist auf
einen natürlichen Alterungsprozess zurückzuführen und führt zu einer
Linsentrübung, die in der Mitte der Linse beginnt und langsam fortschreitet. Ein
Auftreten vor dem 7. Lebensjahr ist auszuschließen. Eine jährliche
Augenuntersuchung sollte daher bis zum Alter von 9 Jahren obligatorisch sein.
Wird bei einem Hund ein kleiner, punktueller Katarakt festgestellt, kann dies
harmlos sein. Man sollte ein Jahr abwarten und feststellen, ob Veränderungen
auftreten.
Oftmals liest man im Zusammenhang mit Katarakterkrankungen Bezeichnungen, die
für den Laien irreführend sein können. Üblicherweise werden Einteilungen bei
Katarakterkrankungen nach den folgenden Kriterien vorgenommen:
Zeitpunkt der Entstehung:
Der kongenitale Katarakt ist schon beim neugeborenen Welpen vorhanden, zumeist
aber erst im Alter von 12 Wochen sichtbar. Zumeist sind beide Augen betroffen.
Bei verschiedenen Rassen kann ein ererbter Defekt Ursache für den kongenitalen
Katarakt sein, in der Regel ist er aber nicht erblich bedingt.
Der juvenile Katarakt, der üblicherweise im Zeitraum bis zum Alter von 6 Jahren
auftritt ist vielfach hereditären Ursprungs, d. h. ererbt.
Der senile Katarakt tritt im fortgeschrittenen Alter des Hundes auf und ist oft
Folge oder Begleiterscheinung einer Nukleosklerose (Linsentrübung).
Lokalisation der Trübung:
Der Cataracta totalis betrifft alle Linsenstrukturen, während der Cataracta
partialis nur auf bestimmte Bereiche der Linse beschränkt ist.
Ätiologie (Ursache):
Hauptkriterium ist die Unterscheidung nach hereditären (ererbten) und nicht
hereditären Ursachen.
Primär hereditäre Katarakte stehen in keinem Zusammenhang mit anderen
Erkrankungen. Sie entwickeln sich in der Regel erst in den ersten Lebensjahren
(juvenile Katarakte) und sind nur in seltenen Fällen angeboren (kongenital).
Sekundär hereditäre Katarakte treten oft zusammen oder als Folge von primären
erblichen Augenerkrankungen auf. Charakteristisch ist das kongenitale Auftreten,
d. h. diese Form ist bereits beim Welpen erkennbar.
Sekundäre Kataraktformen sind nicht erblich bedingt, sondern können durch einen
Anzahl von Ursachen ausgelöst werden. Hierzu zählen metabolische Einflüsse
(Stoffwechselstörungen, z. B. Diabetes mellitus, Hypokalzämie), toxische
Einflüsse, Ernährungsfehler, Trauma und Strahlung. Der Cataracta complicata
tritt als Begleiterscheinung anderer Augenerkrankungen auf, die wiederum erblich
bedingt sein können, wie beispielsweise PRA (siehe unten).
Reifestadium:
Man unterscheidet zwischen beginnendem, unreifem, reifem und überreifem
Katarakt. Auch für eine Form des hereditären Katarkats (hereditary cataract
mutation) gibt es inzwischen einen Gentest, dessen Aussagefähigkeit jedoch
aufgrund der vielen verschiedenen Katarkatformen beschränkt ist.
Für eine erbliche Form von Katarakt (hereditary cataract) gibt es einen Gentest
(siehe Linkliste: Animal Health Trust). Über den Test lässt sich feststellen, ob
der Hund eine Genmutation trägt, die er auch vererben kann und die das Risiko,
an Katarakt zu erkranken, erheblich erhöht. Anders, als bei anderen
Erkrankungen, genügt es dabei, dass der Hund Träger dieser Mutation ist, sie
muss also nicht doppelt im Erbgut enthalten sein. Bestandteil der jährlichen
Augenuntersuchungen .
Entropium:
Einwertsrollung des Liedrandes.
Sofern ein Rolllied eine permanente Reizung des Auges verursacht, muss es
operiert werden.
Ektropium:
Auswärtsdrehung des Liedrandes.
Kolobom:
Von Geburt an fehlt ein Teil des Auges (z. B. Iris, Linse), angeborener spalt-
oder grubenförmiger Defekt. Je nach Größe und Art kann dies zu Einschränkungen
des Sehvermögens führen oder auch zu einer Überempfindlichkeit gegenüber hellem
Licht. Die Erkrankung kommt meist einseitig vor, Merles sind häufiger betroffen.
Progressive Retina Atrophie (PRA):
Hierbei handelt es sich um einen degenerierten Augenhintergrund. Die Erkrankung
beginnt zuerst mit einer Nachtblindheit, dann kommt eine Tagblindheit dazu und
oft auch noch Katarakt. Diese Erkrankung ist selten beim Aussie und wird in der
Regel durch Traumen verursacht, eine Vererbung ist eher unwahrscheinlich.
Für eine erbliche Form von PRA (progressive rod-cone degeneration) gibt es einen
Gentest (siehe Linkliste: Optigen), der sehr aussagefähig ist. Über den Test
lässt sich feststellen, ob der Hund selbst und seine Nachzucht an prcd-PRA
erkranken können.
Persistierende Pupillarmembran (PPM) / Membrana Pupillaris Persistens (MPP):
Während der Entwicklung des Auges vor der Geburt wird die spätere Pupille von
einem pigmentierten Gefäßgeflecht überzogen, welches sich zum Zeitpunkt der
Geburt zurückbildet. Bei Welpen, die eben erst die Augen geöffnet haben, sieht
man oft noch feine Überreste dieses Geflechts. Wenn pigmentierte Gewebestränge
auch noch später sichtbar sind, dann spricht man von PPM. In der Regel haben sie
keine oder nur geringfügige Auswirkungen auf das Sehvermögen des Hundes, es sei
denn, die Linse ist betroffen. Ebenfall Bestandteil der jährlichen
Augenuntersuchungen .
Retina Dysplasie:
Im Laufe der Entwicklung der Netzhaut kommt es hin und wieder zu Störungen.
Solche Fehlentwicklungen können nur kleine Teile der Netzhaut betreffen und sind
dann als Falten erkennbar, die nur geringe Auswirkungen auf das Sehvermögen
haben. Sind jedoch grössere Bezirke betroffen, können die Sehstörungen erheblich
sein. Eine Behandlung ist nicht möglich. Beim Aussie treten Retina Dysplasien
häufig in Zusammenhang mit der CEA auf - ansonsten sind sie in der Regel
unproblematisch. Ebenfall Bestandteil der jährlichen Augenuntersuchungen .
Autoimmunerkrankungen:
Hierbei handelt es sich um Überreaktionen des Immunsystems. Beim Australian
Shepherd wird eine Rassenprädisposition für folgende Varianten beschrieben:
Diskoider Lupus Erythematosus (DLE) / Pemphigus Erythematosus (PE):
Die Lupus-Erkrankungen attackieren Zellkerne. Gegen diese werden im Blut
messbare Antikörper gebildet (antinukleäre Antikörper, ANA). Die gutartige
Variante DLE attackiert nur Zellen einiger spezieller Lokalisationen in der
Haut, nämlich im Bereich des Nasenspiegels/Nasenrückens, seltener im Bereich der
Augenlider. Bei der systemischen Variante (Systemischer Lupus Erythematosus, SLE)
attackiert der Körper hingegen Zellen verschiedenster Organsysteme (gesamte
Haut, Gelenke, Nieren, Lunge, verschiedenste Blutzellen, etc.), so dass die
Symptome entsprechend vielfältig und gravierend sind und die Erkrankung
unbehandelt schnell zum Tod führen kann.
Beim Pemphigus sind die Reaktionen des Körpers gegen die Verbindungsstrukturen
zwischen Zellen der Haut gerichtet: Bei der mit Abstand häufigsten Form, dem
Pemphigus foliaceus (PF), gegen die Zellen in der Epidermis, insbesondere im
Bereich von Nase, Nasenrücken, Augenumgebung, Ohren und Pfoten. Beim PE ist der
Bereich von Haut-Schleimhaut-Übergängen (Nase, Augen, Lefzen, After, Scheide,
Präputium) betroffen.
Beim DLE und beim PE sind die ersten Symptome meist ein Pigmentverlust im
Bereich des Nasenspiegels, oft seitlich im Bereich des Nasenflügels oder an der
Nasenscheidewand (seltener der Lider). Der Krankheitsverlauf ist keineswegs
kontinuierlich, so dass nach einer Besserungen oder einem Stillstand ein
plötzliches, schnelles Fortschreiten der Syptome beobachtet werden kann.
Parallel verliert der Nasenspiegel seine nasale Struktur, d. h., die Oberfläche
wird glatt. Schnell kommt es dann zur Ausbildung von Krusten und teilweise sehr
unangenehmen Blutungen, die durch Niesen und Kopfschütteln des Hundes verstärkt
werden. Auch Sekundärinfektionen des veränderten Gewebes sind häufig. Das
Allgemeinbefinden ist meist nicht deutlich gestört. Die Erkrankung wird durch
UV-Licht verschlimmert, wodurch die Symptome bei den meisten Hunden im Sommer
besonders schlimm sind.
Epilepsie:
Hierbei handelt es sich um die schwerwiegendste Krankheit, die beim Australian
Shepherd auftreten kann, dem eigentlichen Hauptproblem in der Aussie-Zucht. Es
wird eindringlich davor gewarnt, Hunde zur Zucht einzusetzen, deren Verwandte
ersten Grades (Eltern, Geschwister) von dieser furchtbaren Erkrankung betroffen
sind!
Epilepsie ist eine Anfallserkrankung, die sich durch Muskelkrämpfe (anhaltende
Muskelanspannungen oder Schüttelkrämpfe) äußert. Gleichzeitig beobachtet man oft
Bewusstseinsverlust (Ohnmacht), Halluzinationen, Verhaltens- und
Wesensänderungen, Harn- und Kotabsatz sowie verstärktes Speicheln. Häufig zeigen
die am Boden liegenden Tiere Ruderbewegungen mit ihren Beinen. Der Schweregrad
der Anfälle kann unterschiedlich ausgeprägt sein und die Dauer der Anfälle kann
stark variieren.
Man unterscheidet zwischen der primären Epilepsie als angeborene Erkrankung und
der sekundären Epilepsie, die in Folge von anderen Erkrankungen auftritt.
Ursache können Infektionserkrankungen, Organfunktionsstörungen, Gifte,
Unfälle/Traumas, Hirntumore u. a. sein. Fallen die Ursachen, wie z. B. Gift oder
Medikamente weg, hören die Anfälle auf sofern keine genetische Disposition
besteht.
Typisch für einen Anfall ist, dass er plötzlich beginnt. Häufig erkennt Sie Ihr
Tier nicht mehr und ist nicht mehr ansprechbar. Folgende Anzeichen können einen
Anfall ankündigen: Schwanzbeißen, Fliegenschnappen, Raserei, Angstzustände o.
ä.. Die Anfälle können sehr unterschiedlich sein, die typische Form verläuft wie
folgt: zu Boden stürzen, der Körper verkrampft, Gefahr einer Kiefersperre (die
zu einer Verletzung der Zunge führen kann), nach einigen Sekunden bis Minuten
Entwicklung von rhythmische Krämpfen und Ruderbewegungen, Speichel wird zu
Schaum gekaut, Jammern und Stöhnen, unkontrollierter Kot- und Urinabsatz. Der
Anfall dauert oft nur wenige Minuten, danach lösen sich die Krämpfe und das Tier
liegt ruhig und erhebt sich nach kurzer Zeit. Häufig ist es benommen und noch
nicht wieder ansprechbar, erholt sich aber schnell. Die Anfälle können
wesentlich schwächer sein, evtl. nur angedeutet, sie können aber auch wesentlich
länger dauern und zu einem lebensbedrohenden Zustand führen.
Auch bei der Epilepsie sind verschiedene Gene für die Entstehung der Erkrankung
verantwortlich (BINGO-Prinzip). Womöglich gibt es auch verschiedene Arten von
Epilepsie. Diese Erkenntnis ist sehr tückisch, denn der Versuch, einen erblich
belasteten Hund (z. B. Träger von „_INGO“), innerhalb der Linie weiterzuzüchten
(keine „B“-Träger), führt dazu, dass es durch das fehlende „B“ nicht zum
Ausbruch der Krankheit kommt. Man könnte also den Ausbruch der Krankheit dadurch
verhindern, dass die Erbinformation, die als Auslöser der Epilepsie fehlt („B“),
nicht eingekreuzt wird. Dies führt schlussendlich allerdings zu einer verdeckten
Weiterverbreitung der für die Epilepsie verantwortlichen Erbinformationen – eine
tickende Zeitbombe, denn irgendwann muss eine andere Linie eingekreuzt werden,
(Inzuchtkoeffizient) und niemand weiß, welche Komponenten („B“, „I“, „N“, „G“
und/oder „O“) dann hinzukommen. Die Krankheit tritt in der Regel im Alter
zwischen 4 Monaten und 7 Jahren - oftmals nach dem 2. Lebensjahr - auf, einen
Test gibt es nicht. Dies kann dazu führen, dass ein Hund bis zum Auftreten der
ersten Krankheitsanzeichen, bereits exzessiv zur Zucht eingesetzt wurde. In der
Konsequenz müsste der betroffene Hund, seine Verwandten ersten Grades und die
gesamte Nachzucht von diesen Hunden aus der Zucht genommen werden.
Gelenkerkrankungen:
Hüftgelenksdysplasie (HD):
Bei der HD handelt es sich um eine Entwicklungsanomalie des Hüftgelenks. Die
beiden gelenksbildenden Knochen, die Gelenkspfanne und der Oberschenkelkopf
passen nicht korrekt aufeinander. Die Fehlbildung tritt in der Regel beidseitig
auf und kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Es werden folgende Grade
unterschieden: A1 - A2 (frei), B1 - B2 (Übergangsform), C1 - C2 (leichte HD), D1
- D2 (mittlere HD), E1 - E2 (schwere HD).
HD wird zweifellos erblich mitbedingt, in wie weit dies der Fall ist, darüber
gibt es unterschiedliche Ansichten, es wird von etwa 70 % ausgegangen. Sicher
ist, dass eine äußerliche Beeinflussung nicht so stark ist, dass bei einem
genetisch gesunden Hund eine mittlere oder gar schwere HD auftritt und
umgekehrt. Sicher ist auch, dass eine Kombination mehrerer Erbfaktoren für die
Entstehung von HD verantwortlich ist. Äußere Faktoren, die die Ausprägung der
Fehlbildung der Hüftgelenke mitbestimmen, sind die Fütterung und der
Ernährungszustand sowie eine übermäßige (Fehl-)Belastung des Welpen und
Junghundes.
Zur Zucht zugelassen sind Hunde bis HD-C (leichte HD)wobei man meines Erachtens
einen solchen Hund nicht in der Zucht verwenden sollte.
Ellbogendysplasie (ED):
Vergleichbar mit der HD handelt es sich bei der ED um eine Entwicklungsanomalie
des Ellenbogengelenkes, wobei nicht wie bei der HD in Grad A - E unterschieden
wird sondern in 0 = frei, GF= Grenzfall, I = Grad 1 (leicht), II = Grad 2
(mittel) und III= Grad 3 (schwer) unterteilt wird. Bei der ED werden Hunde ab ED
Grad II von der Zucht ausgeschlossen.
Fragmentierter Processus Coronoideus (FCP) + Osteochondrosis Dissecans (OCD):
Sowohl FCP als auch OCD treten häufig bei Hunden im Alter von vier bis fünf
Monaten während der Hauptwachstumsphase (selten später) auf. Untersuchungen in
Schweden, Norwegen und England haben ergeben, dass bei beiden Erkrankungen eine
genetische Disposition vorliegt. Durch eine Anpaarung von Hunden ohne FCP
und/oder OCD bzw. ohne Arthrose konnte die Häufigkeit der Erkrankung deutlich
herabgesetzt werden (ähnlich wie bei der HD). Die betroffenen Tiere sind zudem
häufig übergewichtig. Männliche Tiere, die in der Regel schneller wachsen, sind
häufiger betroffen als weibliche. Meistens handelt es sich um besonders
bewegungsfreudige Tiere, die früh beansprucht werden (lange Spaziergänge,
Spielen mit älteren Hunden) und zusätzlich zum bereits reichhaltigen
Welpenfutter noch Mineralstoffzusätze erhalten, wodurch wiederum die
Wachstumsgeschwindigkeit beschleunigt wird.
FCP und OCD treten normalerweise an beiden Vordergliedmaßen auf, so dass es
schwierig ist, die Lahmheit überhaupt zu erkennen. Frühzeitig erkannte,
unkomplizierte OCD-Defekte können durch strikte Ruhe und Futterumstellung
ausheilen. Ansonsten besteht die Möglichkeit einer operativen Therapie, die
ebenfalls möglichst frühzeitig vorgenommen werden sollte.
Patella Luxation:
Hierbei handelt es sich um eine Funktionsstörung, die dem Ausrenken der
Kniescheibe entspricht. Ursachen: Bänder, Sehnen oder Muskeln an den
Hinterbeinen sind zu schwach; Ober- und Unterschenkelknochen sind nicht gerade;
Rille im Kniegelenk ist zu schmal oder zu flach. Man gliedert die Schwere der
Patella Luxation in 4 verschiedene Grade:
1 (Kniescheibe nur mit manueller Hilfe herausdrückbar), 2 (Kniescheibe luxierbar
+ gelegentliches Herausspringen bei Bewegung, kann manuell wieder
zurückgeschoben werden, renkt sich aber auch durch Bewegung selbst wieder ein),
3 (Luxation häufig, manuell wieder einrenkbar, bleibt aber nicht am Platz), 4
(manuelle Hilfe nicht möglich, Kniescheibe ist dauernd ausgerenkt).
Die Patella Luxation wird durch Übergewicht des Hundes stark begünstigt! Ein
fitter Hund mit gutem Muskelaufbau und stabilem Bänder- und Sehnenapparat neigt
nicht zu Patella Luxation. Das Geschlecht spielt grundsätzlich keine Rolle,
allerdings haben Hündinnen während der Läufig- und Trächtigkeit weichere,
elastischere Bänder. Dies ist auf die veränderte Hormonproduktion während dieser
Phase zurückzuführen. Man sollte also in dieser Zeit nicht den Status der
Patellas überprüfen lassen.
Patella Luxation ist erblich, daher sollten betroffene Hunde nicht zur Zucht
eingesetzt werden. Eine Operation ist möglich.
MDR1- Defekt:
Beim MDR1-Defekt handelt es sich um eine genetisch bedingte Funktionsstörung der
Blut-Hirn-Schranke. Diese sorgt beim gesunden Hund dafür, dass für das Hirn
toxische Stoffe nicht aus dem Blut absorbiert werden. Eine defekte
Blut-Hirn-Schranke ist hingegen durchlässig und kann das Hirn vor schädlichen
Stoffen nicht schützen. Hauptprobleme verursachen dabei Medikamente, allen voran
das Antiparasitenmittel Ivermectin. Welche Medikamente zu neurotoxischen
Nebenwirkungen führen können ist noch längst nicht abschließend geklärt.
Betroffenen Hunderassen sind Collie, Sheltie, Aussie, Border Collie, Bobtail und
ein paar verwandte Rassen.
Man unterscheidet zwischen gesunden Tieren (+/+), Merkmalsträgern (+/-) und
betroffenen Tieren (-/-). Merkmalsträger können den Defekt weitervererben, sind
selbst aber nicht so gefährdet, wie betroffene Tiere. Aktuellen Zahlen zufolge
sind ca. 30 % der Aussies Merkmalsträger oder betroffen (beim Collie sind es 76
%!). Die Vererbung erfolgt nach dem mendelschen Prinzip, weshalb eine Ausmerzung
durch züchterische Selektion beim Aussie momentan noch problemlos möglich wäre,
leider konnten sich die Zuchtverbände bislang nicht zu entsprechenden Maßnahmen
entschließen. Wichtig ist, dass alle Hunde getestet werden, da ein betroffener
Hund bei normaler, hierzulande üblicher Medikation sterben kann und viele
Tierärzte nicht entsprechend informiert sind! Außerdem kann es zu Verwechslungen
mit Epilepsie kommen, wobei davon ausgegangen wird, dass die Symptome beim
MDR1-Defekt nach Absetzen des auslösenden Stoffes wieder verschwinden, d. h.
dass keine dauerhafte epileptische Erkrankung durch den MDR1-Defekt ausgelöst
wird. Betroffene Hunde (-/-) und Merkmalsträger (+/-) sollten deshalb
ausschließlich mit freien Hunden (+/+) verpaart werden. Genau wie bei
betroffenen Hunden sollte man auch Merkmalsträgern keine Medikamente
verabreichen, die als problematisch gelten. Es empfiehlt sich eine entsprechende
Liste in den Impfpass zu kleben und immer mitzuführen. Außerdem muss der
behandelnde Tierarzt unbedingt über den Status des Hundes informiert werden!
Hier eine Liste von Medikamenten, die zu Problemen führen bzw. führen könnten,
wobei es sich nicht um eine abschließende Aufzählung handelt:
Ivermectin - Antiparasitikum (Diapec, Ecomectin, Equimax, Eqvalan, Ivomec,
Noromectin, Paramectin, Qualimec, Sumex, Virbamec)
Doramectin - Antiparasitikum (Dectomax)
Moxidectin - Antiparasitikum (Cydectin, Equest, Advocate)
Achtung: Nach Möglichkeit Selamectin (Stronghold) und Milbemycinoxim (Milbemax)
nicht anwenden - wenn dann nur in der zugelassenen Art und Dosierung!
Loperamid - Antidiarrholikum (Imodium)
Zytostatika - Krebsmedikamente: Vinblastin, Vincristin, Doxorubicin, Paclitaxel,
Docetaxel, Methotrextat, Mitoxantrone, Etoposide u. a.
Immunsuppressiva: Cyclosporin A
Herzglykoside - Herzmedikamente: Digoxin, Methyldigoxin u. a.
Opioide - Schmerzmittel: Morphin, Butorphanol, Fentanyl u. a.
Antiarrhythmika - Mittel gegen Herzrhthmusstörungen: Verapamil, Diltiazem,
Chinidin, Quinidine
Antiemetika - Antibrechmittel: Ondansetron, Domperidon
Antibiotika: Grepafloxacin, Sparfloxacin, Rifampicin
Antiallergikum: Ebastin
Beruhigungsmittel: Acepromazine
Glucocorticoid: Dexamethason
Keine Narkosemittel verwenden, die Acepromazine oder Butorphanol enthalten!!!
Sonstiges:
Allergien:
Dabei handelt es sich um eine Fehlsteuerung des Immunsystems. In wie weit es
einer genetischen Disposition bedarf, um die Krankheit auszulösen, ist unklar.
Allergien können durch vielfältige Faktoren ausgelöst werden und sich gegen
alles Mögliche richten, auch die Symptome sind vielfältig. Häufig treten
Futtermittelallergien auf (was bei der Zusammensetzung der Trocken- und
Dosenfutter nicht weiter verwundert). Einem Hund, der zu Allergien neigt, sollte
man auf jeden Fall kein Getreide füttern. Weitere allergieauslösende Substanzen
sind Hausstaub, Milben, Schimmelpilze, Pollen, etc.
Herzerkrankungen:
Ob diese in der Australian Shepherd-Zucht ein Problem darstellen, wird immer
wieder heftig diskutiert. Tatsächlich gibt es hier in Deutschland einige Fälle
von Herzerkrankungen und bei Verdacht sollte man seinen Hund unbedingt
untersuchen lassen. In wie weit eine rein prophylaktische Untersuchung Sinn
macht, habe ich bisher noch nicht herausfinden können.
Kryptorchismus/Monorchismus:
Dabei handelt es sich um Fehl- bzw. Einhodigkeit. Ursache hierfür kann z. B.
sein, dass die Hoden zu groß sind und im Kanal stecken bleiben. Wenn sie nicht
absteigen ist der Hund unfruchtbar und eine Kastration zwingend notwendig. Wenn
nur ein Hoden betroffen ist, sollte ebenfalls kastriert werden, da das Problem
genetisch bedingt ist. Der in der Bauchhöhle oder Leistenkanal liegende Hoden
kann unter umständen Tumorös entarten!
Krebs:
Krebs ist auch bei Hunden die Haupttodesursache. Momentan läuft eine Studie beim
ASHGI darüber, in wie weit es sich bei welchen Krebsarten um ein erbliches bzw.
ein erworbenes Problem handelt. Beispielsweise können Hunde als Passivraucher an
Lungenkrebs erkranken, aber auch Futtermittel und Impfstoffe können für die
Entstehung von Krebs verantwortlich sein. Auffallend ist, dass der
Inzuchtkoeffizient bei jungen Hunden mit Krebs oftmals sehr hoch ist.
Merle-Syndrom:
Werden zwei Merles miteinander verpaart, kommt es - statistisch gesehen - bei 25
% der Nachkommen zu gravierenden Gesundheitsstörungen. Neben übermäßig viel
weißem Fell treten bei diesen Tieren Augendefekte (Blindheit), Ohrendefekte
(Taubheit), Reproduktionsstörungen und/oder eine Beeinträchtigung des
Gleichgewichtssinns auf. Das deutsche Tierschutzgesetz verbietet solche
Verpaarungen!
Noch ein Wort zum Natural Bobtail (NBT):
Hierbei handelt es sich selbstverständlich nicht um eine Erkrankung. Bei
Australian Shepherds können alle möglichen Rutenlängen vorkommen, man
unterscheidet zwischen lang und NBT, worunter jede nicht volle Länge fällt. In
den USA und anderen Ländern werden die Ruten der neu geborenen Welpen in der
Regel kupiert. Ob man sich mit einer kurzen, halblangen oder langen Rute
anfreundet, ist eine Sache des persönlichen Geschmacks, sollte aber aufgrund der
vorgenannten umfangreichen Gesundheitsprobleme, mit denen die Rasse zu kämpfen
hat, bei der züchterischen Planung nicht überbewertet werden. Allerdings dürfen
NBTs nicht mit NBTs verpaart werden, da es hierbei unter Umständen zu
Mißbildungen kommen kann (offener Rücken).
Ziel eines seriösen Züchters ist es natürlich gesunde Hunde zu züchten und die
genannten Erbkrankheiten bereits in der Wahl des Zuchtpartners zu
berücksichtigen.
Pedigrees verraten dem Eingeweihten dabei sehr viel über die genetische
Disposition der Nachkommen. Eine unschätzbare Hilfe ist das Australian Shepherd
Health & Genetic Institute (ASHGI) von C. A. Sharp in den USA. Hier bekommt man
kostenlos - allerdings mit viel Geduld - eine Auswertung der Risiken für diverse
erblich bedingte Krankheiten seines Aussies. Diese Auswertungen sind natürlich
nur so gut, wie der Input, so dass jeder Australian Shepherd-Halter weltweit
dazu aufgefordert ist, sämtliche genetischen Probleme, die er bei seinem Hund
feststellt, dem ASHGI zu melden! Dadurch, dass ständig Daten gesammelt werden,
verlieren die Auswertungen natürlich mit der Zeit ihre Aktualität und müssen
erneut angefordert werden.
Genetiker wünschen sich übrigens einen Inzuchtkoeffizienten (COI) von unter 6 %.
Bei Rassehunden liegt der COI durchschnittlich um die 12 %, beim Aussie bei 14
%.